„We are here, we are queer!“
Eines der größten internationalen Bildungsevents der LSBTIQA*-Community in Europa konnte wieder stattfinden: Vom 17.-24.07.2021 sind junge Menschen aus ganz Europa zum traditionellen „Queer Easter“-Seminar zusammengekommen – aus Pandemiegründen dieses Jahr im Sommer.
Der rbb berichtete in seiner Regionalsendung „rbb24“ am 22.7.2021. Der Bericht ist hier zu sehen (ab Minute 6:27).
20 Jahre lang haben sich um die Ostertage junge Menschen aus ganz Europa und Nahost in Werftpfuhl getroffen. In der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein kamen sie traditionellerweise zur Bildungs- und Begegnungsveranstaltung „Queer Easter“ zusammen – bis Corona kam. Durch die Pandemie war zwei Jahre hintereinander an ein großes internationales Seminar nicht zu denken.
Nun waren Reisen wieder möglich, und so fand „Queer Easter“ ausnahmsweise im Sommer statt, vom 17. bis zum 24. Juli 2021. Kurz nach dem letzten Corona-Lockdown in Europa war bis kurz vor Beginn nicht klar, wer aus welchen Ländern wirklich anreisen konnte. Letztendlich hat sich aber ein großes Seminar der LSBTIQA*-Community geformt, einer Gemeinschaft, die – nicht ausschließlich – all jene umfasst, die sich selbst als lesbisch oder schwul, bisexuell oder transgender, intersexuell, agender, asexuell oder ganz einfach als queer bezeichnen – sich also nicht in einem binären Geschlechterverständnis von Mann, Frau und Heterosexualität verorten.
Die meisten Teilnehmenden sind ehrenamtlich in Jugendorganisationen aus den internationalen Dachverbänden der SJD – Die Falken aktiv. Sie sind gekommen, um Impulse und Motivation für ihre eigene politische Arbeit mit nach Hause zu nehmen. Wie in jedem Jahr stand auch diesmal ein bestimmtes Thema im Mittelpunkt:
„We are here, we are queer“ lautete das Motto. „Gemeinsam haben wir untersucht, wie es gelingen kann, die Sichtbarkeit und Akzeptanz von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt in der Gesellschaft zu erhöhen“, erklärt Jonas Gerber, der als Bildungsreferent die Seminarwoche zusammen mit einem internationalen Team organisiert hat.
„Wir haben uns in der Woche intensiv darüber ausgetauscht, wie es queeren Menschen in Europa geht, welche Hürden sie zu überwinden haben und was wir tun können, damit sexuell diverse Menschen als gleichwertig anerkannt werden und gleichberechtigt teilhaben können“ führt Jonas Gerber aus und betont: „Queere Menschen wollen erkannt und akzeptiert werden und ihren Anliegen Gehör verschaffen.“
In verschiedenen Workshops haben sich die Teilnehmenden deshalb mit der Sichtbarkeit und Sichtbarmachung queerer Menschen sowohl in der Geschichte als auch in der Gegenwart beschäftigt. Dabei wurden auch ganz aktuelle Erfahrungen eingebracht.
„Ein großes Thema waren zum Beispiel die Ereignisse in Georgien, wo am 5. Juli die 'Tiblisi Pride' stattfinden sollte: Nach Gewaltexzessen gegen Aktivist*innen und Reporter*innen wurde der geplante 'Marsch der Würde' dort abgesagt, weil Staat und Polizei erklärt hatten, sie könnten die Demonstrant*innen nicht schützen. Der Bericht der Anwesenden aus Georgien darüber hat viele Teilnehmende erschüttert. Daraufhin wurde spontan Geld zur Unterstützung der 'Tiblisi Pride' gesammelt“, berichtet Jonas Gerber.
Selbst Sichtbarkeit zu demonstrieren war den Teilnehmenden der Queer Easter-Woche ein großes Anliegen. Und so fand sie ihren Abschluss darin, dass nach dem Ende des Seminars in Werftpfuhl nahezu alle gemeinsam nach Berlin fuhren, um an der dortigen Pride-Demonstration, hierzulande zumeist als „Christopher-Street-Day“ bekannt, teilzunehmen, bevor die meisten wieder in ihre Heimat zurückgereist sind.
„Queer Easter“ wurde unterstützt im Rahmen des Erasmus+ Programms der Europäischen Union.
„Queer Easter“ wurde organisiert von der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein in Kooperation mit den internationalen Dachverbänden der SJD – Die Falken (Sozialistische Jugend Deutschlands): YES (Young European Socialists), IUSY (International Union of Socialist Youth) und IFM-SEI (International Falcon Movement – Socialist Educational International).