„Geschichte erinnern, Zukunft denken“ - Deutsch-israelische Jugendbegegnung zuende gegangen

Gemeinsame Gedenkzeremonie in der Gedenkstätte Sachsenhausen

Vom 11. - 20.07.2014 haben sich in Werftpfuhl Jugendliche aus Israel mit Schüler_innen der Anna-Seghers-Schule in Berlin-Köpenick ausgetauscht.

Wer in diesen Tagen an Israel denkt, hat die Bilder des sich ständig verschärfenden Konflikts vor Augen. Fernab von Bombeneinschlägen und Militäreinsätzen haben 13 Jugendliche aus Israel eine friedliche Woche in Werftpfuhl verbracht: In der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein sind sie Jugendlichen aus Berlin begegnet und haben sich mit ihnen über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ausgetauscht.

Die 15- bis 18-Jährigen Berliner sind Schüler_innen der Anna-Seghers-Oberschule in Köpenick, mit der die Bildungsstätte in Brandenburg bereits seit 10 Jahren Jugendbegegnungen organisiert. Die israelischen Jugendlichen kommen aus dem Norden ihres Landes: die einen aus Zichron Yaacov in der Nähe von Haifa, die anderen aus dem Dorf Julis. Letztere gehören der Religionsgemeinschaft der Drusen an, die sich als arabisch, wenn auch nicht unbedingt muslimisch versteht.

Auf diese Weise waren unterschiedliche Sichtweisen auf den aktuellen Konflikt in Israel und Palästina vertreten, woraus sich spannende Diskussionen entwickelten – und allseits ein größeres Verständnis, wie Betty Dettendorfer berichtet, die die Begegnung organisiert hat: „Natürlich haben die Ereignisse in Israel die Begegnung überschattet, vor allem durch die Sorge um die eigenen Familien. Aber wir haben in der inhaltlichen Arbeit auch immer wieder daran anknüpfen und Zusammenhänge verdeutlichen können“, so Dettendorfer.

Unter dem Titel „Geschichte erinnern, Zukunft denken“ ging es zunächst um ein intensives gegenseitiges Kennenlernen anhand der eigenen Biographie, des Alltag und Lebens in der jeweiligen Gesellschaft. Vertiefend wurde dann die Geschichte beleuchtet. Hierzu gehörte auch ein Besuch in der Gedenkstätte Sachsenhausen mit einer gemeinsamen Gedenkzeremonie.

„Wir haben intensiv über Fragen wie Schuld und Verantwortung diskutiert, und darüber, welche Schlüsse die Jugendlichen für ihr eigenes Verhalten ziehen – und für die Gesellschaft, in der sie leben wollen“, berichtet Dettendorfer. „Dabei ging es auch darum, wie die Gesellschaft oder auch man selbst bestimmte Gruppen von Menschen diskriminiert“, so Dettendorfer weiter. Am Beispiel des WM-Sieges und des „Gaucho-Tanzes“ der deutschen Fußballnationalspieler wurde über den Umgang mit Patriotismus und Nationalismus diskutiert. Die letzten Tage verbrachten die Jugendlichen gemeinsam in den Berliner Gastfamilien, sahen sich in Kreuzberg und im ehemaligen Scheunenviertel um und besuchten das Jüdische Museum.

Betty Dettendorfer freut sich über eine gelungene Begegnung: „Über die Tage ist eine enge Verbindung zwischen den Jugendlichen aus Berlin und Israel entstanden, die auch über den Abschied hinaus bestehen bleiben wird“, sagt Dettendorfer. Sie hofft, dass der Rückbesuch möglich sein wird: In den Herbstferien wollen die Berliner nach Israel fliegen – vorausgesetzt, die Situation vor Ort lässt es zu.

Die Begegnung wurde aus Sondermitteln des Kinder- und Jugendplans gefördert.