Bildung und Gedenken - Digital Edition

06.01.2021 | 

„Rosa & Karl“ fand am 09. und 10.01.2021 in einer „Digital Edition“ online statt. Ein gutes Beispiel dafür, wie die außerschulische Jugendbildung zurzeit andere Wege geht.

Weitere Infos zur „Rosa & Karl – Digital Edition“ auf der Webseite der Falken.

Während in den Schulen weiterhin „Fernunterricht“ angesagt ist, geht auch die außerschulische Jugendbildung neue Wege. Für die Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein in Werneuchen war das vergangene Jahr eines der Schwierigsten ihrer Geschichte, berichtet Geschäftsführerin Christine Reich: „Eine Vielzahl geplanter Seminare musste ausfallen, verschoben werden oder online stattfinden, und die Belegung der Einrichtung mit Gästegruppen fällt bei uns zurzeit genauso weg wie bei den Hotels“, so Reich.

Dass es aber auch kreative Möglichkeiten gibt, auf die momentane Situation zu reagieren, zeigt die diesjährige ursprünglich vor Ort geplante „Rosa & Karl“-Veranstaltung: Seit über zwanzig Jahren findet Anfang Januar in der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein ein Seminarwochenende unter diesem Titel statt, bei dem an die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht 1919 erinnert und gleichzeitig diskutiert wird, was deren politisches Erbe für gesellschaftliche Auseinandersetzungen heute bedeutet. Dazu kommen Jugendliche und junge Erwachsene der „Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken“ aus dem gesamten Bundesgebiet in der Bildungsstätte zusammen.

In der gewohnten Form undurchführbar, haben die „Falken“ ihr Seminarwochenende zu einer „Digital Edition“ umgewandelt: Am 9. Januar fanden tagsüber vielfältige Workshops zu historischen und aktuellen politischen Themen statt; abends gab es eine Lesung, einen Liederabend und eine Kneipe – alles im virtuellen Raum. „Wir nutzen die Technik von Videokonferenzen zum Arbeiten und Diskutieren, aber auch, um uns ganz informell auszutauschen“, erläutert Tim Scholz, Pädagogischer Leiter der Jugendbildungsstätte.

Am folgenden Sonntag fand eine Diskussion über die Möglichkeiten des digitalen Gedenkens statt: „Der Bundesvorstand der Falken, Träger der Bildungsstätte, führt zurzeit eine Kampagne zum Gedenken an die Betroffenen rechten Terrors durch; hier haben wir auch mit unserem Seminar angeknüpft“, so Scholz.

„Die Umstellung auf Online-Seminare für Jugendliche und junge Erwachsene in einem so weiten Umfang war auch für uns eine große, aber zugleich sehr lehrreiche Herausforderung“, berichtet Scholz weiter. „Inzwischen konnten wir eine Reihe von Veranstaltungen auf digitale Plattformen verlagern, so wie wir es jetzt mit ,Rosa & Karl' getan haben.“ So fand im Dezember beispielsweise ein fünftägiges Seminar für junge Menschen im Freiwilligen Sozialen Jahr in Kooperation mit dem Berliner Landesjugendring statt – komplett als Videokonferenz und mit positiver Resonanz.

Dass online Formate schnell langweilig und eintönig werden können, ist ein großes Risiko, dessen sich die Bildungsstätte bewusst ist. „Wir haben uns bereits fortgebildet, wie es gelingt, Aufmerksamkeit und Spannung über lange Zeit zu halten, einen echten Dialog unter den Teilnehmenden in Gang zu bringen und das Ganze immer wieder aufzulockern“, erklärt Scholz. „Allerdings können digitale Formate unsere Seminararbeit in der Bildungsstätte nicht ersetzen, nur ergänzen.“

Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr wurde ein Hygienekonzept erstellt. „Auf dessen Grundlage haben wir im Sommer und Herbst sehr erfolgreich mit Kindern und Jugendlichen Veranstaltungen durchführen können und ihnen ermöglicht, mal rauszukommen aus ihrem Alltag und gemeinsam mit vielen anderen Zeit zu verbringen“, berichtet Scholz.

So hoffen alle in der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein, bald wieder vor Ort ihre Bildungsarbeit durchzuführen. Dann kann die Bildungsstätte in dem großen alte Gebäude auf dem weitläufigen Gelände auch wieder ganz real ein Ort sein, an dem sich junge Menschen kreativ ausprobieren und Bildung und Begegnung anders als in ihrem Alltag erleben.