Gemeinsam kreativ nach einsamen Monaten

03.07.2020 | 

Vom 27.06. bis 05.07.2020 haben Kinder aus Berlin und Brandenburg und Jugendliche aus Deutschland und Polen eine Ferienwoche in der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein gemeinsam verbracht. Ein Neustart nach dem Lockdown unter Einhaltung bestimmter Hygieneregeln.

Über Wochen und Monate haben sie kaum jemand als ihre Familie gesehen, mussten zuhause sitzen, statt in die Schule zu gehen, und ans Verreisen war nicht zu denken. Nun rennen die Kinder über das weitläufige grüne Gelände der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein und genießen ihre Ferien, die Freiheit und den Sommer – und ganz besonders die lange vermisste Gemeinschaft mit Gleichaltrigen, auch wenn die in diesem Jahr unter bestimmten Hygieneregeln steht.

In der Jugendbildungsstätte sind am 27. Juni die jährlichen „Kreativferien“ angelaufen. Sie finden, wie alles im Moment, unter ganz besonderen Bedingungen statt. Die Bildungsstätte war seit dem 18. März für drei Monate geschlossen. Seminar- und Übernachtungsbetrieb lagen still. Im Juni wurde mit dem Landkreis Barnim und dem Land Brandenburg ein Hygienekonzept abgestimmt, nach dem nun alle Veranstaltungen stattfinden sollen. So sind die aktuellen Kreativferien-Seminare auch ein Neustart für die Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein.

Bis zum 4. Juli lief die Kreativwerkstatt für Kinder aus Berlin und Brandenburg. Am 28. Juni begann der deutsch-polnische Kultursommer, bei dem sich 12- bis 17-Jährige aus Polen und Deutschland bis zum 5. Juli in Werneuchen begegnen konnten. Es war eine der ersten Begegnungsmaßnahmen überhaupt nach dem Lockdown und der erst kürzlich erfolgten Grenzöffnung.

Bildungsreferentin Betty Dettendorfer, verantwortlich für beide Programme, freut sich sehr: „Wir haben lange zittern müssen, ob so eine Jugendbegegnung wieder möglich wird. Dass nach der europaweiten nationalen Abschottung jetzt wieder junge Leute zusammen kommen können, ist ein tolles Zeichen und für sie eine wertvolle Erfahrung, die ihnen zeigt: Wir teilen ganz ähnliche Erfahrungen, Sorgen und Hoffnungen“, so Dettendorfer.

Das Interesse an der Jugendbegegnung und der Kinder-Kreativwerkstatt sei groß gewesen, aber aufgrund der Hygiene-Einschränkungen habe man nicht noch mehr Teilnehmende annehmen können, erläutert Dettendorfer. So seien fast alle in Zweierzimmern untergebracht und in der Woche weitgehend mit der gleichen Kleingruppe in Kontakt gewesen. „Man hat den Kindern und Jugendlichen angemerkt, wie begeistert sie sind, endlich mal wieder rauszukommen, ihre Zeit miteinander verbringen zu können und sich kreativ auszudrücken“, freut sich Dettendorfer. „Zugleich sind die Kinder mit großer Ernsthaftigkeit mit den bestehenden Regeln umgegangen“, berichtet sie. So hätten alle im Speisesaal ihren Mundschutz getragen und darauf geachtet, ausreichend Abstand von der anderen Gruppe zu halten. Das große Gelände und das gute Wetter machten es möglich, dass fast alle Aktivitäten im Freien stattfinden konnten. Auch in der Freizeit haben sich die allermeisten draußen ausgetobt. Zudem gab es klar geregelte Essenszeiten für die einzelnen Gruppen.

Die Kreativwerkstatt für Kinder stand unter dem Motto „Gemeinsam sind wir bunt“. Bunt ging es in den Kreativwerkstätten zu, die sich die Kinder aussuchen konnten. Hier konnten die 8- bis 12-Jährigen fotografieren, einen Videofilm drehen, Theater spielen oder Puppen bauen. Thematisch ging es aber auch darum, gemeinsam etwas zu bewegen: Welche Kinderrechte haben wir? Wie vertreten wir unsere Interessen? Wie erreichen wir unser Recht, an Entscheidungen beteiligt zu werden? Über diese Fragen konnte diskutiert und Beteiligung in der Woche auch praktisch geübt werden.

Dettendorfer freut sich, dass mit der Ferienwerkstatt an der Bildungsstätte das neue Projekt „Interessiert's dich?“ mit Verspätung anlaufen konnte, in dem es darum geht, Kinder und Jugendliche dazu zu befähigen, ihre Interessen vertreten zu können. „Die zurückliegenden Monate haben gezeigt, wie wichtig es ist, gerade die Interessen der Jüngsten hörbar zu machen“, meint Dettendorfer, „denn Kinder und Jugendliche wurden an den aktuellen Entscheidungen im Lockdown kaum beteiligt“. Umso besser, dass sie sich zumindest in dieser Woche frei entfalten konnten.

Die Kreativwerkstatt fand statt im Rahmen des Projekts „Interessiert's dich? #3D Debatte – Dialog – Demokratie“. Dieses wird gefördert als Modellprojekt im Programm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Die Jugendbegegnung wurde vom Deutsch-polnischen Jugendwerk (DPJW) gefördert.

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