Deutsch-Polnischer Jugendpreis für „Station Diversität“
Gemeinsam mit der Stiftung Fundacja Sztukmistrze Lublin hat die Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein den Deutsch-Polnischen Jugendpreis 2017-2019 gewonnen. Ausgezeichnet wurde ein Jugendbegegnungs-Projekt, bei dem junge Menschen aus Berlin und Krakau im Sommer und Herbst 2018 zusammenkamen. Gemeinsam haben sie sich mit Vielfalt in Geschichte und Gegenwart auseinander gesetzt und zwei Videos entwickelt.
Zwei intensive Wochen voller Begegnung und neuer Impulse werden den jungen Menschen aus Berlin und Krakau, die im Sommer und Herbst 2018 an einer deutsch-polnischen Jugendbegegnung teilgenommen haben, noch lange in Erinnerung bleiben. Im kreativen Prozess wurde aus einzelnen Personen eine tolle Gruppe, in der jede_r einen eigenen Platz hatte - zwei Videos sprechen als gemeinsame Ergebnisse für sich. Dass ihr Projekt nun auch noch mit dem Deutsch-Polnischen Jugendpreis 2017-2019 ausgezeichnet wurde, erfüllt die Teilnehmenden wie die Organisator_innen natürlich erst recht mit Stolz.
Die Begegnung wurde unterstützt vom vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk (DPJW), das alle drei Jahre den Deutsch-Polnischen Jugendpreis vergibt. Am 14. Februar 2019 wurde er in Berlin zum sechsten Mal verliehen. Hier findet sich ein Bericht des DPJW über die Preisverleihung.
Das diesjährige Motto des Jugendpreises lautete: „Gemeinsam in Europa. Ein Ziel“. 80 deutsch-polnische Projekte haben sich beworben, 17 haben es in die Finalrunde geschafft. Eine Jury traf schließlich die Auswahl in verschiedenen Kategorien. In der Kategorie Außerschulischer Austausch ging der Preis an die Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein Werftpfuhl und die Stiftung Fundacja Sztukmistrze Lublin für das Projekt „Station Diversität im historischen Kontext“. Die Projektpartner freuen sich über jeweils 3000 Euro.
Die jungen Menschen, die sich zwei Mal für jeweils eine Woche trafen, haben über Vielfalt, Diskriminierung und Ausgrenzung diskutiert und jeweils ein gemeinsames Produkt aller Teilnehmenden erstellt: Unter professioneller Begleitung von Künstler_innen und mit professioneller Ausrüstung wurde in verschiedenen bilingualen Workshops gearbeitet. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen Bühnenbild, Film, Musik und Tanz ergaben am Ende einen tollen Musikclip. Bei der Rückbegegnung entstand aus den Workshops Film, Graffiti, Musik und „soziale Kampagne“ eine Videoperformance.
Zunächst ging es nach Polen: Jugendliche aus Krakau und Berlin trafen sich vom 3. bis 10. Juni 2018 in Nasutów bei Lublin. Dort nahmen die Jugendlichen unter anderem an der „lebendigen Bibliothek“ teil: Sie hatten die Gelegenheit, sich mit einem jüdischen Polen, einem Syrer und einem Ukrainer zu treffen und sich auszutauschen. Sie diskutierten, besuchten die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Majdanek und örtliche Zentren, die sich mit politischer Bildung in einem historischen Kontext befassen. Diese Erfahrungen dienten als Ausgangspunkt für kreative Workshops, aus denen der Musikclip „Lepiej rozmawiać“ („Lass uns reden“) entstand, der Impressionen aus der Woche zeigt. Text und Komposition stammen darin ebenso von den Teilnehmenden selbst wie Choreografie und Schnitt.
Vom 24. September bis 1. Oktober 2018 fand die Rückbegegnung in der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein in Werftpfuhl statt. Hier setzten sich die Schüler_innen mit Themen wie Ausgrenzung, Anerkennung und Zivilcourage auseinander, diskutierten und suchten nach Beispielen aus der Geschichte und aus dem eigenen Leben. Zudem gab es viel Zeit für gemeinsame Spiele, Sprachanimationen, Abende am Lagerfeuer und das Entdecken interessanter Ecken von Berlin.
Auch in dieser Woche entstand aus diversen Workshops ein gemeinsames Produkt: die Video-Performance „Begegnungen“. Die Teilnehmenden gestalteten dazu ein Graffiti-Gemälde im Wandelgang der Bildungsstätte, experimentierten mit Licht und Tanz und entwickelten politische Forderungen, die sie über Buttons und Aufkleber und nach außen trugen.
„Aus Berlin und Krakau ist eine vielfältige Gruppe mit verschiedenen Lebenserfahrungen und Lebenslagen zusammengekommen, die unterschiedliche politische Einstellungen besaß, was intensive Diskussionen in einer offenen und respektvollen Art und Weise ermöglichte“, berichtet Christine Reich, Geschäftsführerin der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein. Jugendliche, die in zwei unterschiedlichen kulturellen Kontexten leben, haben sich über ihre Alltags- und Schulerfahrungen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten ausgetauscht. Diese bildeten den Ausgangspunkt für Diskussionen über Diskriminierung, Rassismus und Migration - im Hinblick auf die Vergangenheit und aktuelle Ereignisse, die das Zusammenleben direkt betreffen.
In ihrer selbstständigen und kreativen Interpretation des Begegnungsthemas hätten die Teilnehmenden eine eigene, gemeinsame Sprache gefunden, erklärt Reich weiter. Sie hätten Initiative gezeigt, auch abends weiter an den Produkten gewerkelt und es zu schätzen gewusst, mit Profis und professioneller Ausrüstung zu arbeiten. „Die Präsentation der Ergebnisse war für alle sehr emotional und die gemeinsamen Werke sind für sie bis heute von großer Bedeutung. Wir möchten diese Aktivitäten fortsetzen, obwohl dies eine große organisatorische und finanzielle Herausforderung darstellt“, so Reich.
Auch das Fazit der Teilnehmenden klingt begeistert: „Es war ein anderer Blick auf einige Themen dank der inhaltlichen Workshops. Wir hatten Diskussionen über Themen, über die nicht täglich mit und unter jungen Leuten diskutiert wird, die aber alle bewegen und betreffen. Es war großartig!“ - „Das werde ich nie vergessen. Ich habe Freunde gefunden, und hoffe, dass diese Freundschaften bleiben. Ich habe einige andere Ansichten kennengelernt und meinen Horizont erweitert.“
Einige der Teilnehmenden und Organisator_innen sind zur Preisverleihung und dem im Vorfeld stattfindenden dreitägigen Seminar nach Berlin gereist, wo sie sich über das Wiedersehen gefreut haben und die Vertreter_innen der anderen nominierten Projekte kennenlernen konnten. Erst am Tag der Preisverleihung erfuhren sie die Entscheidung der deutsch-polnischen Jury, die unter anderem aus Vertreter_innen des Deutsch-Polnischen Jugendrats sowie Personen aus Medien und Politik bestand.