„Queer Easter“: Von den Rändern ins Zentrum der Gesellschaft

15 Jahre „Queer Easter“: Vom 14. - 21.04.2014 haben sich über 130 junge Menschen aus 16 Ländern mit der gesellschaftlichen Anerkennung lesbischwuler (LSBTQ) Lebensweisen beschäftigt.

„Queer Easter“: Von den Rändern ins Zentrum der Gesellschaft

Dass sie aus 16 verschiedenen europäischen Ländern und Nahost kommen, ist nicht das einzige, was die über 130 jungen Menschen unterscheidet, die vom 14. bis zum 21. April 2014 nach Werftpfuhl bei Werneuchen gekommen sind. Auch ihre sexuelle Identität ist vielfältig: Manche würden sich wohl als schwul, lesbisch, transsexuell oder transgender bezeichnen, andere vielleicht auch einfach als „queer“, was soviel bedeutet wie „quer zur Norm“. Die 18- bis 26-Jährigen haben am „Queer Easter“-Seminar in der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein teilgenommen, denn sie haben eines gemeinsam: Sie wollen sich dafür einsetzen, dass ihre Identität und ihre Lebensweise gesellschaftlich anerkannt wird.

Vor 15 Jahren wurde zur ersten „Queer Easter“-Begegnung eingeladen; heute ist das Treffen eines der größten in Europa. Die Teilnehmenden kommen aus 30 verschiedenen Organisationen, die die Rechte von Menschen aus dem sogenannten „LGBTQ“-Spektrum vertreten, viele gehören Partnerorganisationen der „SJD – Die Falken“ an, deren Bundesbildungsstätte das Haus in Werftpfuhl ist.

„Queer Easter“: Von den Rändern ins Zentrum der Gesellschaft

Bildungsreferent Tim Scholz organisiert das Treffen seit acht Jahren. In dieser Zeit hat sich bereits einiges verändert, meint er: „Während die gesellschaftliche Anerkennung und rechtliche Gleichberechtigung Homosexueller in Deutschland Fortschritte gemacht hat, sieht es in anderen Ländern, insbesondere in Osteuropa leider anders aus: Dort werden Schwule und Lesben wieder verstärkt diskriminiert oder werden Opfer von Übergriffen. Vor allem wird ihnen jede politische Betätigung unmöglich gemacht und wie in Russland sogar kriminalisiert.“ Angelica Malijevic, die aus Serbien angereist ist, berichtet von ähnlichen Erfahrungen in ihrer Heimat. In Werftpfuhl atmet sie deshalb auf: „Hier können wir einfach sein, wie wir sind, und uns frei und offen austauschen“, freut sie sich.

Das ist auch Bildungsreferent Scholz wichtig: einen sicheren Ort zu schaffen, an dem sich die jungen Menschen wenigstens für eine Woche in der Mehrheit fühlen können, die sonst vielerorts als Minderheit an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. „In der Woche ging es darum, gemeinsam nach Strategien zu suchen, wie die Ausgrenzung überwunden werden kann“, erklärt Scholz. Für die Anliegen und Themen von Menschen mit „queerer“ Identität Verständnis zu schaffen, ist für ihn nach wie vor ein wesentliches Ziel. Um das zu erreichen, sind Bündnisse mit politischen Organisationen ein wichtiger Schritt, meint Scholz: „Hier sind Aktive aus linken Jugendorganisationen mit Leuten ins Gespräch gekommen, die sich speziell für die Rechte von Homosexuellen einsetzen. Sie haben festgestellt, dass sie viele gemeinsame Ziele haben, und sich darüber ausgetauscht, mit welchen konkreten Schritten sie diese verwirklichen könnten.“

„Queer Easter“: Von den Rändern ins Zentrum der Gesellschaft

Der Austausch erfolgte in sieben verschiedenen Kleingruppen, in denen auf englisch diskutiert wurde. Selbst aktiv zu werden bildete dabei einen Schwerpunkt, ein anderer war der Blick in Länder außerhalb Westeuropas und die Frage, wie Solidarität mit den dort diskriminierten Menschen geübt werden kann. Elena Barta, Gruppenleiterin aus Österreich, ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden: „Die Leute fahren gestärkt nach Hause, voller Ideen und Inspiration für ihr Engagement in ihrem Land“. Barta ist sich sicher, dass sie auch nachträglich noch viele positive Rückmeldungen bekommen wird: „Viele, die im letzten Jahr dabei waren, haben berichtet, dass sie zuhause ausprobiert haben, was sie hier kennengelernt haben, und damit Erfolg hatten“, berichtet sie stolz. Auf diese Weise entstünde ein Netzwerk, das über die Grenzen hinweg Unterstützung bietet und zeigt: Wir sind nicht allein.

„Queer Easter“ wird organisiert von der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein in Kooperation mit den internationalen Dachverbänden der SJD – Die Falken ECOSY, IUSY und IFM-SEI.

Der rbb berichtete aus Werftpfuhl: Hier ist der Bericht zu sehen, der am 16. April 2014 in der Sendung "Brandenburg aktuell" gesendet wurde. Das ODF - Fernsehen für Ostbrandenburg berichtete am 17. April: Hier der Bericht.