„Wir reden mit!“ - Interessenvertretung für Grundschüler_innen aus dem Barnim

21.11.2014 | 

Vom 17. bis 21. November 2014 waren 22 Klassensprecher_innen aus dem Landkreis Barnim zu Gast in der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein. Fünf Tage lang haben sie sich mit ihren Aufgaben und Rechten auseinandergesetzt, ihre Kritik zusammengetragen und formuliert, was sie gerne an ihren Schulen ändern wollten.

Neue Projekte wurden entwickelt und den anderen vorgestellt - oder vorgespielt.

Seminare für Schülervertreter_innen bietet die Werneuchener Jugendbildungsstätte häufig an. Das Besondere an diesem Seminar war die Altersgruppe der Teilnehmenden: Es handelte sich um Grundschüler_innen im Alter von neun bis elf Jahren. Sie kamen aus der Bernauer Grundschule an der Hasenheide und der Grundschule am Rosenpark in Werneuchen. Möglich wurde das Seminar im Rahmen des Förderprogramms „Noch viel mehr vor“ der Stiftung Aktion Mensch.

Bildungsreferentin Bettina Dettendorfer zeigt sich mit dem Verlauf und den Ergebnissen sehr zufrieden: „Die Woche über herrschte eine sehr positive und offene Stimmung unter den Kindern“, sagt Dettendorfer. „Es ist uns gelungen, den Klassensprecher_innen zu verdeutlichen, welche Rechte ihnen zustehen, wo und wie sie sich einbringen und ihre Meinung sagen können“, fährt sie fort. Bei der Auseinandersetzung mit der Rolle und den Aufgaben von Klassensprecher_innen sei es sehr hilfreich gewesen, dass dies inden meisten Klassen bereits regelmäßig im Unterricht thematisiert worden sei. „Das ist an vielen Schulen leider keineswegs selbstverständlich“, bemerkt Dettendorfer.

Was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, wurde nicht nur theoretisch besprochen, sondern konnte auch praktisch trainiert werden: Gemeinsam galt es, einen Parcour auf dem Niedrigseil-Klettergarten zu überwinden. Die Auflockerung des Seminars stellte für manche eine Herausforderung dar, die aber durch gute Zusammenarbeit von Erfolg gekrönt war, wie Dettendorfer berichtet.

Veränderungswünsche wurden gesammelt.

Im zweiten Teil der Seminarwoche wurde eine Zukunftswerkstatt durchgeführt. Zunächst konnten die Kinder dabei frei ihre Kritik an verschiedenen Aspekten der Schule äußern, von den Räumlichkeiten und dem Schulhof über den Unterricht bis hin zur Schul- und Pausenordnung. „Ich finde es gut, dass wir mal frei unsere Meinung sagen konnten“, meint die elfjährige Sophie.

Aus der Fülle von Kritikpunkten wurden diejenigen ausgewählt, die vielen am Herzen lagen, und daraus nach einer Kreativphase realistische Änderungswünsche entwickelt. Zur Freude der begleitenden Lehrerinnen wurde es dabei außergewöhnlich konkret: Eine bessere Ausstattung mit Getränkeautomaten, die Reduzierung der Schlangen in der Kantine, saubere Toiletten und die Abschaffung des Aufsichtsdienstes für Schüler_innen waren Ziele, die sich die Klassensprecher_innen gesetzt haben. Am letzten Tag wurde gemeinsam vereinbart, wer mit wem in der Schule spricht, um die Projekte anzuschieben.

Die Klassensprecher_innen waren mit großer Ernsthaftigkeit bei der Sache.

Dettendorfer zeigt sich beeindruckt von der großen Geduld und Ernsthaftigkeit, mit der die Kinder ihre Anliegen vorgetragen haben. Auch während des Seminars wurde Mitsprache eingeübt: Zum Ende jeden Tages kamen alle zu einer „Kinderkonferenz“ zusammen, in der Fragen des gemeinsamen Zusammenlebens besprochen und beschlossen wurden. „Ab dem zweiten Abend führten die Kinder dabei nahezu komplett selbstständig eine Redeliste und ein Protokoll und moderierten die Runde“, berichtet Dettendorfer und stellt fest: „Das hat besser funktioniert als bei den meisten unserer Seminare mit Jugendlichen.“ Die Bildungsreferentin ist sich sicher, dass die Kinder auch diese positive Erfahrung in die Schule mitnehmen und in ihrer eigenen Klassensprecher_innen-Konferenz anwenden können. Ihre Interessen zu vertreten, fällt ihnen nach dieser Woche in Werftpfuhl sicher leichter.

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