„Die suchen jetzt eine Heimat“

16.10.2015 | 

Fünft- und Achtklässler_innen aus Bernau und Berlin haben sich vom 12. - 16.10.2015 mit Flucht und Migration beschäftigt. Das Thema haben sie selbst gewählt.

Zeichnung der 5. Klasse aus Schönow: 62 Menschen auf einem Boot.

An den Wänden hängen Bilder, die die Grundschulkinder gemalt haben. Sie zeigen zerstörte Städte und völlig überfüllte Flüchtlingsboote. Von solchen Fluchtbedingungen und der Rolle von Schleppern haben sie auf dem Seminar zum ersten Mal gehört, erzählen die Fünftklässler_innen.

Über Flucht, Migration und das zukünftige Zusammenleben wird aktuell in Deutschland viel gesprochen. Dass das Thema auch Kinder und Jugendliche beschäftigt, zeigen zwei Seminare, die vom 12. bis 16. Oktober 2015 in der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein stattgefunden haben. Dabei war eine fünfte Klasse der Grundschule Schönow aus Bernau und eine achte Klasse der Carl-von-Ossietzky-Schule aus Berlin Kreuzberg in Werftpfuhl zu Gast.

„Die Kinder und Jugendlichen haben sich das Thema selbst ausgesucht. Sie wollten einfach mehr darüber wissen“, erklärt die verantwortliche Bildungsreferentin Betty Dettendorfer. Darüber freut sie sich sehr, denn die öffentliche Diskussion werde allzu oft voller Vorurteile geführt. „Die Perspektive der Geflüchteten, die Hintergründe und Umstände ihrer Flucht finden dabei wenig Beachtung“, so Dettendorfer.

"Flüchtlinge auf Schiff, Schiff zerbricht" steht auf diesem Bild.

Deshalb setzten die Seminare genau hier an: Fluchtursachen und Fluchtwege wurden ebenso in den Blick genommen wie die Lebenssituation der Geflüchteten in Deutschland. „Die Erfahrung zeigt leider, dass sich bei vielen Jugendlichen bereits ein bestimmtes Weltbild und Vorurteile verfestigt haben. Wir setzen bewusst bei Grundschulkindern an, um durch Empathie und Wissensvermittlung Vorurteilen und Falschinformationen entgegen zu treten“, macht Dettendorfer deutlich. Dies ist eine der Grundideen des neuen Projekts „Es ist deine Kampagne“, in dem die Seminare stattgefunden haben. Dabei sollen Kinder und Jugendliche in die Lage versetzt werden, rechten Erscheinungsformen entgegenzutreten und auf Gleichaltrige einzuwirken.

Die Kinder aus Schönow wissen, dass Flüchtlingskinder auch an ihrer Grundschule erwartet werden. Berührungsängste scheinen für sie aber keine Rolle zu spielen. Die Achtklässler_innen aus Berlin-Kreuzberg, die nahezu alle selbst einen Migrationshintergrund haben, sind sich mit den Fünftklässler_innen aus Brandenburg darin einig, dass Geflüchtete Aufnahme in Deutschland finden sollten. „Die suchen jetzt eine Heimat“, sagt die zehnjährige Fabienne aus Schönow. „Wir haben´s hier toll, die nicht – also sollten wir denen helfen.“