Unser pädagogisches Konzept
Leitlinien und Ziele
Ziel der pädagogischen Arbeit der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein ist es, Kinder und Jugendliche zu befähigen, ihre eigene Situation im gesellschaftspolitischen Kontext zu analysieren und mit ihren eigenen Interessen ins Verhältnis zu setzen. Durch partizipative Angebote lernen die Teilnehmenden, ihre eigenen Interessen und Bedürfnisse zu erkennen, zu formulieren und öffentlich zu vertreten. Dabei können Möglichkeiten und Grenzen von Mitbestimmung und Interessenvertretung selbst erfahren und Strukturen demokratischer Beteiligung erprobt werden.
Wir möchten Kinder und Jugendliche in ihrem Selbstbewusstsein sowie in ihrem Vertrauen in ihr eigenes Können stärken, ihnen Konfliktbewältigungsstrategien nahe bringen und ihre Kritik- und Kommunikationsfähigkeit stärken, so dass sie Vorurteile erkennen und gegen Diskriminierung auftreten können.
Die Bildungsstätte und ihre Mitarbeiter*innen arbeiten nach demokratischen, antirassistischen und antisexistischen Prinzipien mit dem Ziel der konstruktiven Auseinandersetzung und Diskussion. Diese Prinzipien werden sowohl in selbstbestimmten Prozessen der demokratischen Entscheidungsfindung als auch in gegebenen Handlungsvorschriften deutlich, die den respektvollen Umgang miteinander fördern.
Wir treten für die Dekonstruktion von Vorurteilen und Rollenzuschreibungen ein. Der Ansatz einer geschlechterreflektierenden Bildungsarbeit sowohl in geschlechtshomogenen als auch in gemischten Kleingruppen liefert für die pädagogische Arbeit der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein wertvolle Anknüpfungspunkte.
Einen weiteren zentralen Schwerpunkt in unserer pädagogischen Arbeit stellen Begegnungen von jungen Menschen dar, die sehr unterschiedliche Hintergründe haben, z.B. Ost / West, Stadt / Land, Groß / Klein, Alt / Jung, mit und ohne Fluchterfahrung. Diese Begegnungen führen genauso wie unsere regelmäßigen internationalen Jugendbegegnungen auf vielfältige Weise zu einer Horizonterweiterung bei den Teilnehmenden.
Die Beschäftigung mit dem vermeintlich „Fremden“ und das Hineinversetzen in die Lebenswelt des jeweils Anderen führen zu einem diversitätsbewussten Umgang mit Differenzen. Durch die Begegnung werden Vorurteile abgebaut, gegenseitiges Verständnis vertieft und oft längerfristige Kontakte aufgebaut.
Zielgruppen
Die Zielgruppen in unseren Seminaren sind divers und unterscheiden sich je nach Projekt und Maßnahme: Wir veranstalten Seminare mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Dennoch arbeiten wir bei unseren Seminaren überwiegend mit jungen Menschen aus Berlin und Brandenburg, die aufgrund ihrer Herkunft, ihres sozialen Umfeldes oder aufgrund ihres angestrebten Schulabschlusses als nicht-privilegiert oder „bildungsbenachteiligt“ gelten. Wir haben sowohl inhaltlich als auch methodisch die spezifischen Besonderheiten der Zielgruppen im Blick: verschiedene Migrationserfahrungen, soziale Lage, Geschlecht, Religion, Alter, Beeinträchtigungen und andere Formen der Diskriminierung und Benachteiligung.
Im Sinne eines Empowerments wollen wir an den vorhandenen Stärken und Fähigkeiten ansetzten und Fragen der eigenen Identität bzw. Identitätsbildung, der Selbstbehauptung, der Urteilsfähigkeit und der Entwicklung von Handlungsfähigkeit in den Mittelpunkt der Angebote stellen.
Nicht selten erkennen Jugendliche in den aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umstrukturierungsprozessen kaum zufriedenstellende Zukunftsperspektiven. Die Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein möchte diese Kinder und Jugendlichen motivieren, sich selbst aktiv für eine Verbesserung ihrer Lebensrealität einzusetzen und ihnen nötige Kompetenzen vermitteln und Perspektiven aufzeigen.
Auch Grundschulkinder sind Zielgruppe unserer politischen Bildung. Kinder sind Teil unserer Gesellschaft und leben nicht in einem politikfreien Raum. Bereits im Grundschulalter nehmen sie Politik und Gesellschaft wahr. Sie sind Subjekte unserer Gesellschaft, die ein Recht darauf haben, ernst genommen zu werden. Wir halten es für wichtig, bereits in einem Alter mit Kindern zu arbeiten, in dem sich durch Erwachsene und Medien vermittelte Vorurteile und Erklärungsmuster noch nicht verfestigt haben.
Im Bereich der Internationalen Seminare und Tagungen arbeiten wir hauptsächlich mit Koordinator*innen und Multiplikator*innen von Jugendverbänden aus Europa zusammen. Außerdem führen wir bilaterale Begegnungen zwischen Berliner oder Brandenburger Jugendlichen und Jugendlichen aus Osteuropa und Israel durch.
Weitere Informationen finden Sie unter Zielgruppen und Bildungsbereiche. Einen Überblick über unsere Bildungsarbeit finden Sie außerdem in der aktuellen Broschüre „Einblick in unsere Bildungsarbeit“.
Didaktik und Methodik unserer Bildungsarbeit
Ein zentrales didaktisches Prinzip unserer Bildungsarbeit ist die Erfahrungs- und Teilnehmendenorientierung. An den Interessen der Kinder und Jugendlichen anzusetzen und ihre jeweiligen Lebenslagen und -welten einzubeziehen, ist der Ausgangspunkt jeglicher Bildungsprozesse: Die Teilnehmenden selbst sind die Subjekte des Lernprozesses. Dies entspricht unserem emanzipatorischen Bildungsverständnis, welches sich auf Mündigkeit, Autonomie, Selbstständigkeit und Partizipation der Kinder und Jugendlichen richtet.
Interaktive Methoden, wie z.B. Simulationen, Fallbeispiele, Meinungsbarometer, Diskussionen, Interaktionsübungen etc. zeigen Handlungsmöglichkeiten auf, welchen ein Prozess der Meinung- und Urteilsbildung vorausgehen muss. Die somit angestrebte Handlungskompetenz soll befähigen, eigene Denk- und Argumentations- sowie Arbeitsweisen anzuwenden.
Zu den wichtigsten, in jahrelanger Praxis erprobten didaktischen Konzepten unserer Arbeit zählt die Produktorientierung. In vielen Seminartypen reflektieren die Teilnehmenden die Seminarinhalte in kleinen Produkten und zeigen ihren Standpunkt zum Thema beispielsweise in einem Video, einer Theateraufführung, einer Kunstpräsentation, einer Fotoausstellung und vielem mehr. Dieser weitgehend selbstgesteuerte Lernprozess fördert einen Prozess der Beteiligung, des Aushandelns, der Teamarbeit, Kooperation und Kommunikation. Inhaltliche Positionen werden dokumentiert und das Selbstwertgefühl der Teilnehmenden gesteigert – sie sind stolz auf das, was sie in ihren Gruppen geschaffen haben.