Shalom, Salam, Freundschaft - Gemeinsame Bildungsarbeit für den sozialen Wandel mit Jugendverbänden aus Israel und Palästina
Ein Gespräch am Stand der SJD - Die Falken auf dem Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag im Juni 2014.
Während des Kinder- und Jugendhilfetages, dem größten europäischen Fachkongress im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe, Anfang Juni in Berlin, fand am Stand des Bundesvorstandes der SJD – Die Falken ein öffentliches Gespräch mit Ali Ihlail (Independence Youth Union, Palästina) und Liana Meirom (Hashomer Hatzair Israel) statt.
Liana und Ali berichteten aus dem ZFD-Kooperationsprojekt der Jugendverbände des Willy Brandt Centers, an dem darüber hinaus auch die Verbände Ajyal und Noar Oved Vehalomed aus Israel beteiligt sind.
Tim Scholz (Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein) moderierte das Gespräch. Nach einer Einführung, in der deutlich wurde, dass alle beteiligten Verbände mit Methoden der non-formalen Bildung und durch Bildung und Erziehung arbeiten sowie das Ziel haben, Gesellschaft zu verändern, kamen Themen zur Sprache, an denen die israelischen und palästinensischen Partner gemeinsam arbeiten. Die sog. Leading Group des Kooperationsprojektes arbeitet seit 2007 kontinuierlich zusammen. Sie beschäftigt sich mit Fragen der Identität, kritischem Denken, Holocaust, Erziehung zum Frieden, aber auch Methoden der non-formalen Bildung.
Im Verlaufe des Gesprächs wurde deutlich, wie außergewöhnlich eine solch lange und kontinuierliche Kooperation ist, und dass sie möglich ist, weil die Verbände gemeinsam an Themen arbeiten. Die Diskussionen in ihren Treffen und Seminaren gehen in die Tiefe, es ist allen Beteiligten möglich, ihre unterschiedlichen Sichtweisen zu formulieren, ohne darüber die großen gemeinsamen Ziele aus den Augen zu verlieren. Dabei kommt es nicht auf schnelle „Erfolge“ an, sondern eine langfristige prozessorientierte Zusammenarbeit.
Es ist es nicht so, dass die Verbände nicht auf Widerstand in ihren Gesellschaften stoßen. Aber da sie – wie Liana es ausdrückte – nichts zu verbergen haben, stellen sie sich auch Widerspruch, gehen auf Menschen zu und erklären ihre Positionen. Ali ergänzte, dass die Zusammenarbeit nicht auf ein Ende ausgerichtet ist, sondern ein lang andauernder Prozess bleiben soll.
Tim Scholz hakte noch einmal nach, was den Erfolg ihrer Zusammenarbeit ausmacht. Ali nutzte das Bild eines Tisches, an dem alle Jugendverbände sitzen. Dabei sitzen sie sich nicht als verschiedene Parteien gegenüber, sondern alle gemeinsam an diesem Tisch.
Ali und Liana erklärten auf die Frage, was die nächsten Schritte im Kooperationsprojekt seien, dass die Kontinuität der Beziehungen ein Ziel ist und bleibt. Aktuell steht im Rahmen des ZFD-Projektes die Ausweitung der Zusammenarbeit auf noch mehr jugendliche Mitglieder aller Verbände durch weitere Bildungsseminare im Zentrum.
Im Anschluss fragten Gäste, die dem Gespräch gelauscht hatten, wie IYU den Zusammenschluss von Fatah und Hamas einschätzt. Ali antwortete, dass dies natürlich viele Diskussionen in Palästina auslöse und IYU grundsätzlich erst einmal für einen Zusammenschluss sei. IYU hat Mitglieder in der Westbank und in Gaza, sowie in Flüchtlingslagern in angrenzenden Staaten. Liana ergänzte, dass diese neue Situation ein wichtiges Thema auf dem nächsten Seminar der Leading Group sein wird.
Aus Sicht der SJD – Die Falken formuliert, ist es ein großer Erfolg, dass das ZFD-Kooperationsprojekt begonnen hat, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren, also von ihrer Arbeit zu erzählen. Zuerst einer Öffentlichkeit der beteiligten und unterstützenden Verbände in Deutschland, bis heute der Öffentlichkeit auf einer Fachmesse. Das zeigt, wie stark die Kooperation untereinander geworden ist, dass sie belastbar ist und neue Schritte gegangen werden.
Autorin: Maja Tölke, SJD - Die Falken und Mitglied des WBC-Fördervereins