Kreative Begegnungen in den Ferien
Zwei gleichzeitige Ferienwochen zwischen dem 26.06. und dem 04.07.2021 haben Kindern und Jugendlichen aus Deutschland und Polen die Chance zur Begegnung und Beteiligung gegeben.
Sie waren sie nicht zu übersehen oder zu überhören: Kinder und Jugendliche haben mit Lachen, Plaudern und Musik die Gänge der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein gefüllt und sich auf dem grünen Gelände ausgetobt. In dem alten Gebäude war man das kaum noch gewohnt: Erst jetzt finden nach einem halben Jahr „Corona-Pause“ wieder regelmäßig Veranstaltungen statt.
Die jährlichen „Kreativferien“ sind gleich doppelt gestartet: Vom 26. Juni bis zum 3. Juli fand der deutsch-polnische Kultursommer statt, bei dem sich 12- bis 17-Jährige aus Polen und Deutschland begegnen konnten. Einen Tag später begann die Kreativwerkstatt für Kinder aus Berlin und Brandenburg. Sie stand unter dem Motto „So sehen wir das! - Kinder reden mit“.
Die Kinder, die bei der Kreativwerkstatt teilgenommen haben, wollen also gesehen und gehört werden. Die 8- bis 12-Jährigen haben sich damit beschäftigt, wie sie ihre Stärken am besten zum Ausdruck bringen, aber auch, wie sie ihre Ideen und Interessen einbringen können. „Gerade erst hat sich im Umgang mit der Corona-Pandemie gezeigt, wie wenig die Interessen von Kindern Berücksichtigung fanden, und wie wichtig es wäre, sie anzuhören“, betont Bildungsreferentin Edita Štulcaitė, die die Ferienwerkstätten organisiert. Beteiligung und Mitbestimmung wurden in der Ferienwoche auch ganz praktisch geübt, indem alle gemeinsam über bestimmte Aktivitäten entscheiden oder bei einer „Kinder-Uni“ die einen den anderen etwas beibringen konnten.
Ihre Stärken haben die Kinder in Kreativworkshops eingebracht, in denen sie Theater spielen, Fotos machen und Videos drehen oder Texte schreiben konnten. „Die Kinder waren hier begeistert bei der Sache“, berichtet Štulcaitė, „und viele, die bereits früher an Ferienprogrammen in der Bildungsstätte teilgenommen haben, haben sich gefreut, ihre Freundinnen und Freunde wiederzusehen“. Zugleich stellt sie aber fest, dass die lange Zeit ohne Sozialkontakte ihre Spuren hinterlassen hat: „Manche Kinder mussten sich erst wieder daran gewöhnen, sich auf andere einzulassen und statt mit den Eltern mit Gleichaltrigen Zeit zu verbringen. Umso wichtiger ist es, dass sie in dieser Woche ohne Druck ihre sozialen Kompetenzen trainieren konnten“, so Štulcaitė.
Die Kreativwerkstatt für Kinder fand im Rahmen des Projekts „Interessiert's dich? #3D Debatte – Dialog – Demokratie“ statt. Dieses wird gefördert als Modellprojekt im Programm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Nach wie vor gelten in der Bildungsstätte bestimmte Hygieneregeln, die der aktuellen Situation angepasst wurden. Dazu gehören Schnelltests vor Beginn der Veranstaltungen ebenso wie die strikte Trennung der beiden Gruppen, denn neben den Kindern waren ja viele Jugendliche zum „Deutsch-polnischen Kultursommer“ angereist, der am Sonnabend zuende ging. Hier stand, neben den kreativen Workshops unter der Anleitung von Künstler*innen, das Kennenlernen und Entdecken von Unterschieden und vor allem von Gemeinsamkeiten im Mittelpunkt.
Die Stimmung unter den Jugendlichen war gut, und viele hätten schnell neue Freundschaften geschlossen, berichtet Štulcaitė. Sie ist erleichtert, dass die vom Deutsch-polnischen Jugendwerk geförderte Jugendbegegnung überhaupt möglich wurde und die polnischen Teilnehmenden problemlos ein- und ausreisen können. „Wir konnten uns lange nicht sicher sein, dass jetzt wieder junge Leute aus verschiedenen Ländern zusammenkommen dürfen, deshalb sind wir genauso erleichtert wie die Jugendlichen“, erklärt Štulcaitė. „So eine Begegnung ist gerade in diesen Zeiten ein wichtiges Zeichen und eine ganz wertvolle Erfahrung für die Teilnehmenden, wenn sie feststellen: Wir teilen ganz ähnliche Sorgen, Hoffnungen und Alltagserfahrungen.“
Wer als Mädchen oder junge Frau noch in diesem Sommer selbst ähnliche Begegnungserfahrungen machen möchte, kann sich übrigens noch kurzfristig anmelden: Die deutsch-polnische Mädchenbegegnung vom 17. bis 24. Juli steht unter dem Motto „Girls bite – Mädchen zeigen Zähne!“. Interessierte Teilnehmerinnen von 12 bis 17 Jahren können sich hier informieren!