„Fragt doch UNS!“ - Die Kinderreporter_innen
„Fragt doch UNS!“ war ein Projekt des Ortsverbands Werneuchen / SJD – Die Falken in Kooperation mit der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein.
Worum ging es? - Die Projektidee
Demokratie braucht auch junge Mitstreiter_innen aus dem lokalen Umfeld, die sich früh in Aushandlungsprozesse begeben. Dabei muss an ihren Wünschen, Hoffnungen und Erwartungen angeknüpft und sich an ihren Voraussetzungen orientiert werden. Dies setzten wir mit unserem Projekt „Kinderreporter_innen – Frag doch uns“ um.
In diesem Projekt schlüpften Kinder in die Rolle von Reporter_innen und machten sich auf die Spur nach Neuigkeiten in ihrer Stadt und ihrer Schule. Auf eigene Faust fanden sie Inhalte und Wege, diese Themen zu erforschen und in kleinen Filmbeiträgen zu präsentieren.
Dabei haben die Kinder gelernt, eigene und fremde Interessen zu berücksichtigen und selbst Haltungen zu entwickeln. Ganz im Sinne von Demokratiewerkstätten beteiligten die Kinder von sich aus weitere Interessierte für eine aktive Mitgestaltung ihres Projektes.
Das politische Thema "Beteiligung" stand im Mittelpunkt. Nach einer Auseinandersetzung mit Kinderrechten konnten die Kinder mit Politiker_innen diskutieren und ihre Themen praktisch umsetzen, indem sie z.B. einen Videoclip erstellten.
Auf diese Weise brachte das Format Kinder in die direkte Auseinandersetzung mit Demokratie und deren Repräsentant_innen. Das Projekt hat Kinder sprachfähig gemacht und sie an Aushandlungsprozesse, Meinungsvielfalt, Akzeptanz und Demokratie herangeführt. So wurden Handlungs-und Kompromissfähigkeit gelernt.
Für wen? - Die Zielgruppe
Das Projekt richtete sich an Kinder im Alter zwischen 8 und 12 Jahren. Die Kinder kamen alle aus der kleinstädtisch geprägten Region Werneuchen im Landkreis Barnim, stammten aus unterschiedlichen Familienverhältnissen und brachten diverse sozioökonomische Hintergründe mit.
Gewonnen wurden die Interessierten über eine Kooperation zwischen dem ortsansässigen Jugendverbands SJD-Die Falken, dem Jugendkoordinator und der Grundschule Werneuchen, und der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein. Über dieses Netzwerk konnte eine Zielgruppe erreicht werden, die bisher keinen Zugang zu Formaten der Beteiligung und politischen Bildung besaß.
Durch persönliche Ansprachen und mehrere Aktionstage, z.B. einer Kinderrechte-Aktion beim Stadtfest Werneuchen, wurden die Kinder auf das Projekt aufmerksam. So entstand eine Gruppe, die sich in regelmäßigen, wöchentlichen Treffen zusammenfand und sich auf die Suche nach Wissenswertem in der Brandenburger Kleinstadt Werneuchen begab.
Kurzbeschreibung
Ziel des Projekts „Kinderreporter_innen – Frag doch uns“ war, die Teilhabe an demokratischen Prozessen im unmittelbaren Lebensumfeld der Kinder anzuregen. Der Einstieg erfolgte dabei über eine Auseinandersetzung mit Kinderrechten, danach waren die Kinder als Kinderreporter_ innen unterwegs, auf der Spur nach „Neuigkeiten“, „Spannendem“ und „Veränderbarem“. Die gesammelten Ergebnisse wurden in Medienprodukten umgesetzt, auch wurden Interviews auf der Webseite der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein veröffentlicht. Die anleitenden Projektmitarbeiter_innen verstanden sich als Begleiter_innen und unterstützten die Fokussierung der inhaltlichen Diskussionen und Auseinandersetzungen, haben diese aber bewusst nicht gesteuert, um die Kinder selbst zu den Akteur_innen ihrer eigenen Prozesse werden zu lassen.
In gelegentlich stattfindenden Exkursionen z.B. ins Kommunikations- oder Technikmuseum Berlin wurde auch schon mal über den Tellerrand geblickt. Zusätzlich zu diesen Aktivitäten fanden im Projektzeitraum in den Herbst- und Osterferien Kinderferienwerkstätten für die Kinderreporter_innen statt. Im Rahmen dieser mehrtägigen Seminare in der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein wurden kleinere und größere Filmprojekte realisiert, z.B. Interviews mit Menschen im Brandenburger Landtag.
Projektablauf, Methoden, Medieneinsatz
Phase 1: Um mit den Teilnehmenden die Thematik der Kinderrechte zu erschließen, wurde mit Übungen und Methoden des Methodenhandbuchs "Compasito" gearbeitet. So wurde beispielsweise anhand der Übung „Die Rechte des Kaninchens“ diskutiert, was ein Haustier in seiner Pflege und im Aufwachsen alles braucht, damit es gut gedeiht und sich wohl fühlt. Diese Erkenntnisse wurden im Anschluss auf das eigene Aufwachsen und auf die Lebensumstände der Kinder übertragen. Es wurde diskutiert, was Kinder brauchen, um ein gutes Leben zu führen, welche Interessen und Wünsche der Kinder verwirklicht sein müssen.
Die Ergebnisse waren zum einen sehr konkrete Grundrechte, aber auch abstrakte Kinderrechte; Wege der Mitsprache und des eigenen Entscheidens wurden gemeinsam erarbeitet. Die Auseinandersetzung über das Thema schärfte bei den Kindern die Fähigkeit, Argumente vorzubringen und Positionen auszuhandeln.
Phase 2: Mit Unterstützung von Medien wie Kamera und Tablets setzten sich die Kinder mit den Kinderrechten und ihren eigenen Interessen auseinander. Sie probierten sich aus, produzierten Videobilder und kleine Filme, die zeigen, wie Kinder ihre eigene Umwelt wahrnehmen und wie sie ihre Kinderrechte interpretieren. Sie stellten schnell fest, wie schwierig es ist, eigene Gedanken und Ideen zu verbildlichen.
Mit Hilfe der Tablets waren die Kinder dann als Repoter_innen unterwegs, machten sich auf die Suche nach interessanten Beiträgen und bearbeiteten diese selbst. Unterstützt wurden sie dabei zunächst von Fachkräften der Jugendbildungsstätte, die Kinder erlangten aber schnell eine gewisse Eigenständigkeit in der Handhabung der Technik.
Phase 3: Mit den bereits erworbenen Fertigkeiten als Reporter_in und dem inhaltliche Know-How ausgestattet, wurde das Durchführen von Interviews geübt. Zunächst interviewten sie sich gegenseitig; anschließend wurden kleine Interviews mit Erwachsenen, die ihnen in der Bildungsstätte, im Jugendclub oder in der Schule begegneten, geführt.
Den Abschluss dieser Phase bildete ein Besuch im Landtag Brandenburg in den Herbstferien. Die Kinder hatten dabei ihr Wissen über politische Zuständigkeiten und ihre darauf aufbauenden Fragen im Gepäck, die für die sie von Bedeutung waren. Diese stellten einen Bezug zu den Kinderrechten dar und verbanden sie mit eigenen Interessen und Belangen.
Vier Mitglieder des Landtages wurden mit den Fragen der Kinder konfrontiert: Warum gibt es in Werneuchen kein Museum? Warum kostet das Essen in der Schule Geld? Aber auch um Schuluniformen und Polizei ging es in den Interviews, aus denen mehrere Reportagen entstanden.
Die Kinder setzten sich dabei auch mit den inhaltlichen Aussagen auseinander und reflektierten darüber. Diese Ergebnisse flossen aber nicht in die Reportagen ein, da sie diese bewusst unkommentiert erstellen wollten.
Weiterführung
Nach Abschluss des sehr erfolgreich durchgeführten Projektes wurde den beteiligten Netzwerkpartnern klar, dass das Projekt weiterentwickelt und etabliert werden muss. Gerade in Zeiten der Demokratiegefährdung und sogenannten "politikfernen" Kindern und Jugendlichen eignet sich das Projekt, um Politik erlebbar zu machen, um eigene Position zu beziehen und um sich selbst frühzeitig als Teil gesellschaftlicher Prozesse zu begreifen.
Die Märkische Oderzeitung berichtete am 24.10.2016 über den Landtagsbesuch - hier nachzulesen.
Projektergebnisse
Im Folgenden dokumentieren wir drei Beiträge, deren Inhalte von den Kindern selbstständig ausgewählt und zusammengeschnitten wurden.
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