Ein Austausch mit Freunden
Spannende Tage in Israel haben elf Schüler_innen des Einstein-Gymnasiums Neuenhagen beim Jugendaustausch vom 2. bis 12. April 2013 verbracht.
Als sie aus Neuenhagen und Umgebung aufbrachen, ließen sie Schnee und Frost hinter sich und kamen in einem Land an, das sie mit Palmen und Wärme begrüßte: Sie waren in Israel. Elf Schülerinnen und Schüler des Einstein-Gymnasiums in Neuenhagen haben vom 2. bis zum 12. April an einem Jugendaustausch mit der Rabin-Highschool in Kiryat Yam nördlich von Haifa teilgenommen.
Die 15- bis 18-Jährigen haben auf ihrer Reise Jerusalem, Tel Aviv und Haifa besucht, sind im Toten Meer geschwommen und haben mit israelischen Zeitzeugen gesprochen. Begleitet wurden die Schüler_innen von ihrer Lehrerin und von Bernard Bielmann von der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein. Dass es sich nicht nur um Tourismus sondern um eine Bildungsfahrt gehandelt hat, ist Bielmann wichtig zu betonen: „Wir haben die ersten zwei Tage im ehemaligen Kibbuz Nahsholim verbracht, wo wir uns mit der israelischen Gesellschaft und Politik beschäftigt haben.“ Dabei war es der Stimmung natürlich zuträglich, dass das Ganze unter blühenden Büschen und in unmittelbarer Nähe zum Strand stattfand.
Der Reise nach Israel ist eine Jugendbegegnung in Brandenburg vorausgegangen. Im Herbst waren die 13 israelischen Schüler_innen zu Gast in der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein in Werneuchen, die auf deutscher Seite das Programm organisiert und inhaltlich gestaltet hat. Bernard Bielmann berichtet: „Es war beeindruckend und keineswegs selbstverständlich, wie die Jugendlichen aus beiden Ländern in kürzester Zeit zu einer Gruppe zusammengewachsen sind. Sie haben sich trotz unterschiedlicher Sprachen auf Anhieb gut verstanden und waren nahezu von Beginn an unzertrennlich.“
Bereits in Brandenburg stand neben der Begegnung selbst die Auseinandersetzung mit der Geschichte und der Lebensrealität in Deutschland und Israel im Mittelpunkt. Diese Thematik wurde in Israel wieder aufgegriffen und in Gesprächen mit Zeitzeugen vertieft. So begegneten die Jugendlichen in Haifa zwei betagten Damen, die Deutschland in der Mitte der 1930er Jahre verlassen konnten und Israel mit aufgebaut haben; eine davon konnte auf 100 Lebensjahre zurückblicken. „Es war ein beeindruckendes Gespräch mit einer echten Persönlichkeit, die immernoch politisch engagiert ist“, findet Hannah vom Einstein-Gymnasium und ergänzt: „Jetzt verstehe ich besser, mit welcher Einstellung Menschen damals nach Israel eingewandert sind.“
Auch viele andere Aspekte der israelischen Gesellschaft kamen in den zehn Tagen zur Sprache, und sie wurden vor Ort verhandelt: die Kibbuz-Bewegung im Kibbuz, die Problematik der Wassergewinnung am Toten Meer, der Konflikt um die Aufteilung Jerusalems ebendort in der „Heiligen Stadt“, deren Besuch für alle ein beeindruckendes Erlebnis war. „Wenn man das alles sieht und direkt mitbekommt, kann man es sich viel besser vorstellen und versteht, was hier in Israel passiert“, bestätigt Trixi, die eifrig fotografiert. Die Bedeutung des Gedenkens bekommt die Gruppe ebenfalls vor Ort mit: Den nationalen Holocaust-Gedenktag begehen die deutschen Gäste zusammen mit der Schule ihrer Gastgeber in Kiryat Yam, wo neben einer Zeremonie auch ein Theaterstück an die Geschehnisse erinnert.
Ebenso wie die jungen Israelis im Oktober die letzten Tage ihres Austausches bei den Familien ihrer Neuenhagener Gastschüler_innen verbracht hatten, wurden die Jugendlichen nun im Gegenzug für vier Tage in den Familien in Kiryat Yam willkommen geheißen. Es war ein herzlicher Empfang, wie der 17-jährige Hannes erzählt: „In meiner Gastfamilie habe ich mich sehr wohlgefühlt und wurde mit leckerem Essen verwöhnt.“ Wie zuvor die israelischen Jugendlichen, hatten nun die Neuenhagener Gelegenheit, den Alltag und das Lebensumfeld ihrer Austauschpartner_innen kennenzulernen. „Vor der Begegnung waren wir ein bisschen misstrauisch, aber jetzt wissen wir, dass wir uns alle ähnlich sind, dass wir ähnliche Gedanken und Gefühle und Interessen haben“, meint die junge Israelin Daniel. Hannah ergänzt aus deutscher Sicht: „Ich konnte mir Israel am Anfang auch kaum vorstellen. Es war spannend zu sehen, dass hier zwar vieles anders aussieht als bei uns, aber dass das eigentlich eher die Gebäude und die Pflanzen sind – die Menschen sind wie wir. Jetzt ist mir Israel nicht mehr fremd – und das ist gut so.“
Als die deutsche Gruppe nach Jerusalem aufbricht, ist unübersehbar, dass die vorangegangene Nacht kurz war, denn es sollte die letzte sein, die gemeinsam mit den israelischen Freund_innen verbracht wurde. „Wir sehen uns danach vielleicht nie mehr wieder“, bedauert André – da war an Schlaf kaum zu denken! Auch wenn ein Wiedersehen als Gruppe unwahrscheinlich ist, sind sich die Jugendlichen aus beiden Ländern dennoch ganz sicher, dass sie miteinander in Kontakt bleiben wollen. Auch zwischen den beiden Begegnungen waren beide Seiten lebhaft miteinander im Gespräch geblieben, vor allem über soziale Netzwerke wie Facebook. So soll es auch weiterhin sein. „Die Jugendlichen und wir Begleitende haben in Israel Freunde gefunden und wurden als Freunde empfangen“, sagt Bernard Bielmann zufrieden und fügt hinzu: „Gut, dass das für Jugendliche heute einfach selbstverständlich ist.“
Die Begegnung fand statt in Kooperation zwischen der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein und der israelischen Bildungsstätte Dialog und wurde aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans im Land Brandenburg und durch ConAct, das Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch, gefördert.