Sommerferien in der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein

29.07.2022 | 

Pressemitteilung zu den Sommerferien in der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein. Werneuchen/ Werftpfuhl, 28. Juli 2022.

Weit über 100 Kinder und Jugendliche verbrachten in den Wochen vom 9.-24. Juli 2022 einen Teil ihrer Sommerferien in der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein. Neue Freundschaften wurden geschlossen, die Garagenwand bekam neue Graffiti und Jugendliche aus Deutschland, Polen und der Ukraine begegneten sich in einem trilateralen Seminar.

Kinder rennen aufgeregt über das Gelände, Spielgeldscheine fliegen durch die Gegend und werden hektisch in die Socken oder unter das T-Shirt gestopft. Dahinten im Gebüsch schleicht ein Junge durch das Unterholz, er trägt ein gelbes Regencape und eine Sonnenbrille, die Mütze hat er sich tief ins Gesicht gezogen – „Banküberfall“ im Kurt Löwenstein Haus! Die Kinder, die da als Schmuggler*innen und Spion*innen über das Gelände toben, sind Teil der Kreativferienwerkstatt „So sehen wir das! – Kinder reden mit“. Die 8-12-Jährigen aus Berlin und Brandenburg gaben den Startschuss für das diesjährige Ferienprogramm der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein. Einige von ihnen kommen schon seit vielen Jahren. So auch der 11-jährige Max. Für ihn ist die Fahrt in den Sommerferien ein echter Höhepunkt: „Ich freue mich total auf die anderen Kinder, ich treffe alte Freunde und lerne immer wieder neue Kinder kennen.“

In diesem Jahr ist die Kreativferienwerkstatt Teil der hauseigenen Kampagne „Interessiert’s dich?“. Die Bildungsreferentin Edita Štulcaitė führt aus: „Mit dieser Kampagne wollen wir junge Menschen ansprechen und sie motivieren, ihre eigenen Vorstellungen und Forderungen zu entwickeln. Sie sollen ermutigt werden, ihre Interessen zu artikulieren und ihre Umgebung aktiv mitzugestalten.“ Diese Form der Teilhabe setzten die Kinder in diesem Sommer ganz praktisch um und veranstalteten eine sogenannte „Kinder-Uni“. An diesem Tag organisierten die Kinder selbstständig das Programm und boten eigene Aktivitäten an.

Unter dem Titel „Deutsch-polnisch-ukrainischer Kultursommer“ begegneten sich parallel zur Kreativferienwerkstatt 55 Kinder und Jugendliche aus drei verschiedenen Ländern in der Bildungsstätte. Gemeinsam sitzen sie in der geräumigen Halle, überall auf dem Boden verteilt liegen große Bögen Papier. Die Kinder und Jugendlichen sollen sich gegenseitig Begriffe erklären – mit Händen und Füßen kommunizieren sie und übersetzen die Wörter in ihre jeweilige Muttersprache. Angeleitet wird diese Methode ebenfalls dreisprachig, die Teamer*innen übersetzen Satz für Satz und leiten das Seminar gemeinsam an. Darüber hinaus wurden in diesem Jahr fünf Kreativworkshops angeboten: Theater, Zirkus, Siebdruck, Zeitrafferanimation und ein Workshop zu Pflanzen und Käfern. Besonders beliebt war bei den Teilnehmenden in diesem Jahr das Spiel „Wasserbomben-Volleyball“, klar, bei diesen Temperaturen. Zu den Höhepunkten der Woche gehörten ein Ausflug an den See und ein gemeinsamer Trip nach Berlin.

Bereits 2014 hatte es einen trilateralen Kultursommer mit der Ukraine gegeben. In diesem Jahr waren die Vorzeichen anders. Als Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine befinden sich viele junge Menschen auf der Flucht. Dank der Unterstützung durch den Landesjugendring Brandenburg und den Landesjugendring Berlin konnten in diesem Jahr erstmals geflüchtete Jugendliche aus der Ukraine an der Veranstaltung in der Jugendbildungsstätte teilnehmen.

Die Geschäftsführerin der Bildungsstätte, Christine Reich, ist stolz auf die jahrelange Kooperation mit der polnischen Nichtregierungsorganisation „Fundacja Sztukmistrze“ aus Lublin und dem „Deutsch-Polnischen Jugendwerk“: „Wir sind wirklich dankbar, solch einen Kooperationspartner gefunden zu haben. Der Kultursommer ist eine echte Bereicherung für unser Bildungsangebot. Und die trilaterale Ausgabe in diesem Jahr ist ein wichtiges Zeichen für Verständigung und länderübergreifende Solidarität.“

Im zweiten Teil des Ferienprogramms fand die internationale Summerschool „Linking climate and social justice: Fridays for a Socialist Future!“ und das Mediencamp „Ich will was von der Welt!“ statt. In dem Camp diskutierten Jugendlichen im Alter von 12-21 Jahren über die Funktionen verschiedener Medien und reflektierten ihr eigenes Nutzungsverhalten. Außerdem erstellten sie eigene Medienprodukte und fanden kritische Antworten auf gegenwärtige Krisen und Missstände innerhalb der Gesellschaft. Dass ein solches Medienprodukt nicht immer ein Film oder ein Foto sein muss, zeigt das Kunstwerk zweier Mädchen. Sie sprühten zwei bunte Kätzchen an die Garagenwand der Bildungsstätte und ergänzten ihre Graffiti mit einem klaren Statement: „Stoppt Tierversuche“. „Themen wie Umwelt-, Tierschutz und Klimawandel werden immer häufiger nachgefragt. Die Jugendlichen wollen mitreden, mitgestalten und ihre Meinung in diesen gesellschaftlichen Debatten vertreten. Wir merken die Auswirkungen der „Fridays for Future“-Bewegung in unserer Bildungsarbeit sehr deutlich. Und wir geben den Jugendlichen Raum, um ihre Forderungen zu formulieren“, sagt der Bildungsreferent Marc Rüdiger.

Und tatsächlich: Bei Temperaturen um bis zu 40 °C wurden die Folgen des Klimawandels dann ganz deutlich. Immerhin konnten die Jugendlichen diesen Tag am Gamensee im Ort Tiefensee verbringen.

Geschlossen wurde das Ferienprogramm dann am 22. Juli 2022 mit einem Besuch des Staatssekretärs im Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg Steffen Freiberg gemeinsam mit dem Landrat des Landkreises Barnim Daniel Kurth. Auf ihrer Tour besuchten die Politiker mehrere Bildungs-, Jugend- und Sporteinrichtungen im Landkreis Barnim, um sich vor Ort über deren Arbeitsfelder, Herausforderungen und Wünsche zu informieren. Es war der erste Besuch des Staatssekretärs Steffen Freiberg in der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein. Erst in diesem Jahr hatte er sein Amt angetreten. Marc Rüdiger sagt: „Für uns war es ein sehr wichtiger Besuch. Wir konnten unsere Einrichtung, unser Konzept und unsere Arbeit vorstellen. Außerdem konnten wir die Herausforderungen ansprechen, die uns aktuell beschäftigen und Sorgen bereiten.“ Dazu zählen eine bessere Anbindung an den Barnimer ÖPNV, ein Anschluss ans Glasfasernetz und die Themen Energieversorgung und steigende Betriebskosten.

Christine Reich freut sich, dass in diesem Jahr so viele Kinder und Jugendliche an den Aktivitäten in den Sommerferien teilgenommen haben: „Klasse! Mit so viel Andrang haben wir nicht gerechnet. Wir freuen uns riesig, wenn wir die Sommerferien unserer Teilnehmer*innen mit unserem Programm ein wenig schöner gestalten konnten.“ Im Haus haben schon die Planungen für die nächsten Ferienangebote begonnen, und zwar für die Herbstferien: Vom 29. Oktober bis zum 5. November 2022 soll dann in der Jugendbildungsstätte eine Demokratiewerkstatt für Kinder im Alter von 8-12 Jahren stattfinden.

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Emanuel Neumann

Referent für Presse- / Öffentlichkeitsarbeit

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