Internationale Winterschule: Kritischer Blick auf die Gesellschaft

140 junge Menschen aus ganz Europa und Nahost haben sich über Silvester für eine Woche auf die Suche nach Alternativen zu unserer Gesellschaftsform gemacht. Vom 27.12.2013 bis zum 03.01.2014 trafen sie sich zur „Internationalen Winterschule“.

Aus ganz Europa sind sie nach Werftpfuhl gekommen, sogar aus Tunesien, aus Israel und Palästina, um eine Woche lang zu diskutieren und zu arbeiten, aber auch zu singen und lachen: Über 140 junge Menschen haben vom 27.12.2013 bis zum 03.01.2014 in der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein an der „Internationalen Winterschule“ teilgenommen.

„Die Winterschule wird von uns bereits seit fünfzehn Jahren veranstaltet“, berichtet Bildungsreferent Tim Scholz. Dabei ist sie immer internationaler geworden: In diesem Jahr waren Teilnehmende aus 18 Ländern anwesend, 26 Partnerorganisationen der „Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken“ waren beteiligt.

Internationale Winterschule: Kritischer Blick auf die Gesellschaft

In diesem Jahr haben sich die 18- bis 26-Jährigen in Werftpfuhl kritisch mit dem aktuellen Gesellschaftssystem beschäftigt und nach möglichen Alternativen dazu gesucht. „Wir wollen junge Menschen in die Lage versetzen, selbstständig zu denken und zu urteilen“, macht Scholz deutlich. „Dazu haben wir unsere Gesellschaftsform analysiert, die von der Politik oft als alternativlos dargestellt wird, obwohl in weiten Teilen Europas der krisenhafte Charakter unseres Systems gerade deutlich zum Vorschein kommt, beispielsweise anhand der drastisch steigenden Jugendarbeitslosigkeit“, so Scholz weiter. „Gemeinsam haben wir nach Ideen und konkreten Schritten gesucht, wie die Gesellschaft menschenfreundlicher und gerechter gestaltet werden kann“, berichtet der Bildungsreferent.

Dass dabei das alltägliche Leben der Jugendlichen, ihre Erfahrungen in der Arbeitswelt und ihrem sozialen Umfeld im Mittelpunkt standen, gefiel auch Lisa Wartala, die aus Halle in Sachsen-Anhalt angereist ist: „Es war toll, von den Leuten aus den anderen Ländern zu erfahren, wie das Leben dort wirklich ist.“

Internationale Winterschule: Kritischer Blick auf die Gesellschaft

Es waren drei verschiedene Bildungsmaßnahmen, die in diesem Jahr unter dem organisatorischen Dach der „Internationalen Winterschule“ zusammengefasst wurden und gleichzeitig stattfanden. Ein zentraler Bestandteil war die Jugendbegegnung, die im Rahmen des EU-Programms „Jugend in Aktion“ stattfand. Sie trug den Titel „Get up! Get active! Let’s shape our societies social!” und umfasste allein zehn Partnerorganisationen innerhalb der EU, von Irland bis Slowenien, von Spanien bis Lettland. Ziel war der Erfahrungsaustausch unter jungen Menschen, um sie in ihrem Engagement in der Zivilgesellschaft zu unterstützen, ein sozialeres Europa zu schaffen. „Mit Blick auf die europäische Ebene haben wir Ideen entwickelt, wie die Partizipation junger Leute in Europa gestärkt werden kann und wie sich die Rahmenbedingungen dafür ändern müssen“, erklärt Scholz das Programm.

Die beiden anderen Veranstaltungen, die die Winterschule trugen, wurden aus dem Kinder- und Jugendplan des Bundes finanziert: Unter dem Titel „Education for social change“ fanden eine Internationale Begegnung und eine Bildungsmaßnahme für Fachkräfte statt. Hier wurde insbesondere der Einfluss von Erziehung und Bildung auf die Gestaltung der Gesellschaft in den Fokus genommen. Die Teilnehmenden, die im Rahmen ihrer Jugendorganisationen selbst im non-formellen Erziehungsbereich aktiv sind, konnten sich dabei über ihre Arbeit austauschen. „Von einander zu lernen und mit neuen Ideen und Anregungen nach Hause zurückzukehren, das ist seit fünfzehn Jahren die Grundidee der Internationalen Winterschule“, betont Mitorganisator Scholz.

Silvester fünf mal feiern - bei der Internationalen Winterschule

Intensive inhaltliche Arbeit, leidenschaftliche Diskussionen in der Seminarsprache Englisch – raucht einem da nicht schnell der Kopf? Tal Tunik, der aus Israel angereist ist, findet das ganz und gar nicht: „In unseren Arbeitsgruppen können wir kreativ sein und sind darin frei, wie wir unsere Ergebnisse darstellen – das macht viel Spaß, und wir können wir uns auch mit wenig Worten ausdrücken“, berichtet Tal begeistert. So steht am Ende eine bunte Präsentation, bei der vom Puppenspiel bis zum Theaterstück, vom Animationsfilm bis zur Erstellung einer kleinen Zeitung alles dabei ist.

Das letzte Eis zwischen den Teilnehmenden bricht an den Abenden, wenn alle informell zusammensitzen und miteinander reden, einander landestypische Snacks servieren oder gemeinsam singen und tanzen. Bei der großen Silvesterparty sind aus kurz zuvor noch Unbekannten Freundinnen und Freunde geworden. Darüber freut sich auch Tal aus Israel: „Wir haben alle zusammen das Neue Jahr gefeiert – fünf mal, denn wir kommen ja aus verschiedenen Zeitzonen, und unsere war zuerst dran!“

Die Bildungsmaßnahmen der „Internationalen Winterschule“ wurden ermöglicht durch Mittel aus dem EU-Programm „Jugend in Aktion“ und aus dem Kinder- und Jugendplan des Bundes.

Die Puppenspiel-Präsentation einer Kreativarbeitsgruppe der Winterschule 2012/2013 findet sich hier.

Die Dokumentation einer spannenden Begegnung zwischen jungen Leuten aus Israel und Palästina bei der Winterschule 2012/2013 ist hier nachzulesen.

An english Version of the documentary article about International Winterschool 2012/2013 can be read here.