„Education for a world without borders“ - Internationale Winterschule 2014/15
Über Silvester haben 120 junge Menschen aus 20 verschiedenen Ländern eine Woche in Werftpfuhl bei Werneuchen verbracht. Zur 16. „Internationalen Winterschule“ sind sie in die Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein gekommen.
Vom 27. Dezember 2014 bis zum 3. Januar 2015 haben sie sich mit den Themen Flucht, Migration und der Abschottung Europas auseinandergesetzt. Die 18- bis 27-Jährigen kamen nicht nur aus europäischen Ländern: Auch aus Israel und Palästina, Georgien und Russland, sogar aus Mexiko waren die jungen Erwachsenen angereist.
Dass der Dialog untereinander geglückt ist, insbesondere auch unter Menschen aus miteinander in Konflikt stehenden Regionen, freut Mitorganisatorin und Bildungsreferentin Jane Baneth besonders. Gleich zu Anfang sei herausgearbeitet worden, dass die Teilnehmenden nicht ihr Land, dessen offizielle Politik oder Regierung repräsentierten, sondern persönliche Erfahrungen und Ansichten mitbrächten, betont Baneth. Mit dem Verlauf der Winterschule ist sie sehr zufrieden: „Es ist uns gelungen, das Thema Ausgrenzung und Rassismus auf verschiedenen Ebenen möglichst breit zu behandeln. Vor allem haben wir uns darüber ausgetauscht, wie mit Flucht und Migration in den jeweiligen Herkunftsländern der Teilnehmenden umgegangen wird – und wie wir uns aus demokratischer Perspektive einen besseren Umgang damit vorstellen würden“, führt Baneth aus.
Die Problematik wurde von allen Seiten betrachtet. So führte ein Ausflug nach Berlin an den Oranienplatz und die Gerhart-Hauptmann-Schule im Stadtteil Kreuzberg, wo es im vergangenen Jahr zu Protesten und Besetzungen durch Flüchtlinge gekommen war. In der Bildungsstätte wurden in verschiedenen Arbeitsgruppen unterschiedliche Aspekte in den Blick genommen, so z.B. der Einfluss, den Medien und Sprache auf die öffentliche Wahrnehmung von Flucht und Migration haben. Als Beispiel führt Baneth an: „Wenn Integration eingefordert wird, ist damit leider in der Regel Assimilation gemeint, also dass Migrant_innen sich an die Mehrheitskultur anpassen sollen – der Begriff hat sich geändert, aber das Konzept dahinter eigentlich nicht.“
Während in manchen Arbeitsgruppen eher theoretisch mit Texten gearbeitet wurde, ging es in anderen ums „Machen“: Hier wurden Videos gedreht, kleine Theaterstücke entwickelt oder Artikel zum Thema verfasst. In wieder anderen Gruppen stand die heimische Bildungsarbeit im Mittelpunkt: Nicht ohne Grund lautete das diesjährige Motto „Education for a world without borders“ - „Bildung für eine Welt ohne unüberwindbare Grenzen“. Die meisten Teilnehmenden sind in ihren Heimatländern selbst in der Jugendbildung aktiv. Sie kommen aus insgesamt 25 verschiedenen Jugendorganisationen, die gemeinsam mit der „Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken“ die Winterschule veranstalten. „Jungen Aktiven ein Forum zu bieten, sich über Erfahrungen, konkrete Projekte vor Ort und gemeinsame Perspektiven politischer Jugendarbeit auszutauschen, war von Beginn an die Idee der Internationalen Winterschule“, betont Baneth.
Es gibt aber auch Weiterentwicklungen: „Uns ist wichtig, auch hier vor Ort niemand auszugrenzen, deshalb haben wir in diesem Jahr besonders darauf geachtet, dass unsere Übungen und Aktivitäten für alle zugänglich sind, auch für Menschen mit Sprachproblemen oder anderen Beeinträchtigungen“, berichtet Baneth. Auf diese Weise trägt die Internationale Winterschule dem Anspruch der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein Rechnung, Inklusion auf allen Ebenen zu verwirklichen.
Zu einer intensiven gemeinsamen Woche gehört natürlich auch, zusammen zu feiern. Wie in jedem Jahr wurde auch diesmal zu Silvester das Neue Jahr stündlich aufs Neue begrüßt, wenn es in der offiziellen Zeitzone eines der Teilnehmenden anbrach – von 21 Uhr an. Auf den allerletzten Jahreswechsel wurde dann allerdings doch nicht mehr gewartet: Als in Mexiko um 8 Uhr mitteleuropäischer Zeit das Jahr 2015 begann, war die Party in Werftpfuhl längst zuende gegangen.